6. Februar 2010

Die Stunde der Wölfe

Zwischen Tag und Nacht - im Zwielicht - ist die Stunde der Wölfe. Wenn eine Gesellschaft unsicher ist, wenn sie nicht mehr genau weiß wie es weitergehen soll, ist die Zeit der  Wölfe.  Sie riechen unsere Angst, spüren die Unsicherheit in uns. Sie haben nur auf diesen Moment gewartet. Ihre Jagd beginnt.
Als Kind endete einmal mein Drachensteigen damit, dass dieser inmitten einer Gruppe Jungkühen niederging. Nun wollte ich meinen Drachen wiederhaben. Ich ging auf die Kühe zu. Diese aber begannen mir entgegen zu rennen. Ich lief weg, merkte aber, dass das nicht gut ausgehen würde. So hielt ich an und dreht mich um. Ich hob meine Hand zu einer großen Stoppgeste. Und tatsächlich bremsten die Kühe ab und kamen vor mir zu stehen. Sie umringten mich. Ich spürte ihre Aufgeregtheit und mir war gar nicht wohl. Als ich aber einen Schritt nach vorne tat  - wichen sie zurück. Blieben immer ganz nah. Warteten Sie darauf, dass ich wieder losrennen würde? Irgendwie bekam ich zu meinem Drachen und konnte unter ständiger Beobachtung der Jungkühe die Weide verlassen. Ich habe das nie vergessen: Wie einfach hätten mich die Tiere umrennen können. Aber sie taten es nicht. Von Wölfen und Bären wird ähnliches berichtet.  Niemals Wegrennen. Und den Raubtieren niemals Unsicherheit signalisieren. Das stimmt nicht nur in der Wildnis oder auf der Weide...


5. Februar 2010

Die Stunde, in der Städte zu verschwinden drohen

Immer neue Meldungen lassen es Gewissheit werden: Viele deutschen Städte stehen vor dem Aus. So manche Kommune weiß nur noch wie sie bis zum Sommer die Gehälter ihrer Angestellten bezahlen soll. Nun könnte man meinen, die Stadt - ihre Straßen und Häuser können ja nicht einfach verschwinden... aber eine Stadt ist vor allem ein  Gesellschaftliches Modell. Das altmodische Wort der Kommune weist uns da die richtige Richtung. Wenn aber durch die Einsparung der freiwilligen Leistungen  - zu denen ja auch die Kultur gehört - die Foren der städtischen Gesellschaft verschwinden, wird das Modell der europäischen Stadt als Lebensgemeinschaft wenig Perspektive haben. Gerade im gegoogelten Welltenflimmern wird es immer schwieriger werden regionale Eigenarten und Identitäten, Traditionen, Geschichten zu leben und weiter zu geben.  Wissen wir eigentlich, was unser Leben zusammenhält?